Archiv für das Tag 'mdr'

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(hb) Die eigentlichen Programm-Macher stehen im MDR ohne Personalvertretung da. Denn das Programm wird nahezu ganz von Freien gemacht: Reporter, Moderatoren, Aufnahmeleiter, Cutter, Kameraleute, Assistenten und Grafiker sind freie Mitarbeiter – dabei sind die Techniker oft noch nicht einmal beim MDR direkt beschäftigt, sondern bei Produktionsfirmen.

Der Personalrat ist für die Festen zuständig. Das waren im Jahr 2013 im gesamten MDR 2045 KollegInnen. Gut doppelt so viel arbeiten als Freie beim MDR – davon einige festfrei: das heißt, sie haben einen sogenannten Rahmenvertrag. Der erlaubt ihnen, zeitlich unbeschränkt beim MDR zu arbeiten – also voll. Dafür bekommen die Festfreien Urlaubsgeld, Krankengeld und einen bestimmten Bestandsschutz.

Die Personalräte im MDR sind jedoch nicht für die Freien zuständig – egal wie frei sie sind. Seit Ende der 90er Jahre haben sich daher überall in den Funkhäusern und in der Leipziger Zentrale Sprecherräte bzw. Freienräte gebildet. Sie werden von den arbeitnehmerähnlichen Freien gewählt und versuchen sich für die Belange der Freien einzusetzen – mit recht unterschiedlichem Erfolg. Der hängt aber nicht vom Fleiß und Engagement der Sprecherräte ab, sondern vom guten Willen der Festangestellten. Denn Mitwirkungsrechte haben die Sprecherräte nicht!

Der Gesamt-Freienrat (also der Zusammenschluss aller Freienräte im MDR) will daher ein Freienstatut erreichen – und zwar etwa so wie es beim rbb 2014 vereinbart wurde. Dort heißt es:

Die Intendantin bzw. der Intendant ermöglicht mit diesem Statut gemäß § 34 Abs. 2 rbb-StV den vom rbb beschäftigten arbeitnehmerähnlichen Personen im Sinne von § 12 a Tarifvertragsgesetz eine institutionalisierte Vertretung ihrer Interessen (Freienvertretung). Es legt insbesondere die Modalitäten der Wahl sowie die Rechte und Pflichten der Freienvertretung und ihrer Mitglieder fest.

Dieses Freienstatut des rbb hat 43 Paragraphen und 17 Seiten, was unserer Meinung nach übertrieben ist.

Wir nehmen es aber hin, wenn es dazu führt, dass die Interessen der Programmgestaltenden im MDR endlich wirkungsvoll durchgesetzt werden können.

Daher setzen wir uns dafür ein, dass ein Freienstatut in den MDR-Staatsvertrag aufgenommen wird.

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Keine väterliche Umarmung

(rl) Der Rundfunkrat des MDR kann am Montag (9. Dezember 2013) den Prozess der Erneuerung des Senders mit einem Votum für eine Redakteursvertretung unterstützen. Auf der Tagesordnung der Sitzung steht der Beschluss über den Entwicklungsplan der MDR-Geschäftsleitung bis 2017. Seit ca. zwei Jahren wird im Sender um die Einführung eines Redaktionsstatuts gerungen.

Der DJV und die Initiativgruppe für ein solches Statut haben wenig übrig für die “väterliche Umarmung” einer Dienstanweisung, mit der die MDR-Geschäftsleitung künftig Programmkonflikte lösen will. Dieses Verfahren wäre eine Abkehr von der bewährten Praxis in anderen Sendern. Es besteht auch keine Notwendigkeit dazu. Vor wenigen Wochen erst warb NDR-Intendant Lutz Marmor aus eigener Erfahrung für Redaktionsstatute als sinnvolles Instrument zur Lösung von Programmkonflikten.

Nach Ansicht des DJV Thüringen bietet ein unabhängiges, von den Programmmitarbeitern gewähltes Gremium die beste Gewähr dafür, inneren und äußeren Versuchen der Einflussnahme auf die journalistische Arbeit entgegenwirken und Konflikte lösen zu können. Misstrauen ist hier fehl am Platz. Schließlich sind die Programmmitarbeiter erwachsene, hochqualifizierte Menschen, die täglich kompetent und mit großer Sorgfalt ihre Arbeit leisten. Den ganzen Beitrag lesen »

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Mohring mit Erinnerungslücken

(ra/rl) Mike Mohring, das verbale Fallbeil der Thüringer CDU, ruft in der LVZ zur Total-OP beim MDR auf: Abgeschafft gehörten demnach das “Ostalgie-Gehampel” und jene Struktur von Medien- und Tochterunternehmen, “die sich der Kontrolle der Aufsichtsgremien” entzogen hätten, rabaukt Mohring ( hier geht’s zum Artikel! )

Nassforsch zu sein, reicht aber nicht, Herr Mohring! Dieses Firmengeflecht isr Resultat politischer Einflussnahme. Gegen die Ausgründungen 1996 hatten weder Verwaltungs- noch jener Rundfunkrat Einwände, dem auch Sie angehören. Sollten Sie eigentlich wissen, oder?

Aber womöglich stört sich Mohring daran, dass sich gegen diese Ausgründungen allein die Gewerkschaften und Personalräte ausgesprochen hatten.  Selbst der damalige Hinweis auf den notwendigen Nachweis der Wirtschaftlichkeit, wie er im MDR-Staatsvertrag steht, wurde damals weder von den politisch Verantwortlichen noch den Gremien erhört.

Weil der DJV aber nicht nachtragend ist, geht ein Angebot an Herrn Mohring zur Nachschulung heute noch raus! :-)

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Karola, Dein Wille geschehe

(ra) Wochenend und Sonnenschein … Das motiviert auch Verwaltungsräte. Die des mdr haben ihre Lektion gelernt und mit 7:0 für Karola Wille gestimmt. Jetzt sind am 23. Oktober die 43 Rundfunkräte am Zuge. Dann könnte Prof. Dr. Udo Reiter seine Nachfolgerin noch höchstpersönlich in Amt und (mit) Würde(n) einführen.

Diesen 26. September vergisst Bernd Hilder nie: Der 52-jährige macht sich auf zur alten Leipziger Fleischhandelsbörse. Dort tagen 41 der 43 mdr-Rundfunkräte. Der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ erwartet, dass sie ihn zum neuen Intendanten küren. Doch der einzige Kandidat für die Nachfolge von Udo Reiter findet bloß zwölf Befürworter – bei 29 Gegenstimmen. Hilder endet „wie auf einer Schlachtbank“, steht tags darauf in der „Sächsischen Zeitung“:

Rückblende: Am Abend des 26. Mai lässt mdr-Intendant Udo Reiter mitteilen, er werde zurücktreten. Das überrascht, hat der 67-jährige doch einen Vertrag bis 2015.

Der damalige BR-Hörfunkdirektor Reiter kommt 1991 aus München nach Leipzig, wird erster Intendant des „Mitteldeutschen Rundfunks“. Die Drei-Länder-Anstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen geht ab 1. Januar 1992 auf Sendung. 1996, 2002 sowie 2008 wird Reiter im Amt bestätigt. Im aktuellen Vertrag fixiert er eine jederzeit anwendbare Ausstiegsklausel. Von der macht der damals dienstälteste Intendant einer ARD-Anstalt im Mai 2011 Gebrauch: Weil er seit 45 Jahren im Rollstuhl sitze, was „gesundheitliche Spuren“ hinterlassen habe. Und weil 20 Jahre „genug“ wären, es an der Zeit sei, „den Staffelstab an die nächste Generation weiterzugeben”. Das lässt Reiter per Pressemitteilung kundtun. Bittet Verwaltungsratsvorsitzenden Gerd Schuchardt um Aufhebung seines Dienstvertrages im Laufe des Jahres. Man einigt sich schnell – und auf den 31. Oktober.

„Keine besonderen Anforderungen“

Bis dahin ist die Nachfolge zu regeln. Ein straffer Zeitplan wird aufgestellt: Im Spätsommer sollen die sieben Verwaltungsräte Kandidaten küren, anschließend die 43 Rundfunkräte ihre Wahl treffen.

Manch Beobachter verblüfft das Tempo. Schließlich gilt es, die Stelle des einflussreichsten Medien-Managers Mitteldeutschlands zu besetzen: Der MDR hat laut seinem „Geschäftsbericht 2010“ Einnahmen 728,2 Mio. Euro. Der Anteil aus Gebühren beträgt nach dem „GEZ-Geschäftsbericht 2010“ 575,5 Mio. Euro. Ihm zu Diensten sind rund 2.000 feste und 4.000 freie Mitarbeiter. Den ganzen Beitrag lesen »

Schon wieder die “Süddeutsche” – heute zur Intendantenwahl:

Christiane Kohl bringt zunächst aber die “Spiegel”-Nachricht, wonach eine Schweizer Musik- und TV-Produktionsfirma vom MDR eine Million Euro Schadenersatz wegen einer produzierten, aber nie gesendeten Talkshow fordere. Beauftragt habe sie; na wer? Richtig! Udo Foht …

Mehrheitlich dreht sich ihr Artikel aber um den 26. September, den Tag, an dem der MDR-Rundfunkrat die Intendanten-Kür vollziehen soll. Aber laut SZ seien “nicht einmal die drei CDU-Ministerpräsidenten im Sendegebiet der Drei-Länder-Anstalt über einen gemeinsamen Kandidaten einig” (öhöm; Frau Kahl – Korrektur bitte: zwei Ministerpräsidenten und eine -Präsidentin! Aber wahrscheinlich liegt es daran, dass sie nur Tillich und Haseloff befragte/befragen ließ …)

Mehr über die Unübersichtlichkeit “in der Schlangengrube” hier …

(ra) meedia.de bezieht sich auf den “FOCUS”: Demnach habe der suspendierte MDR-Unterhaltungschef Udo Foht sich über einen Vertrauten gemeldet und übermitteln lassen, dass er nie einen Euro aus den von ihm beschafften Krediten für sich selbst benutzt habe …

Mehr hier!

(ra) mdr-Intendant Udo Reiter steht wegen seiner Informationspolitik im Fall des suspendierten MDR-Unterhaltungschef Udo Foht in der Kritik. Ausgerechnet BILD gibt er nun ein Interview

Reiter teilt zunächst nur Bekanntes mit: Man habe bei der Überprüfung der internen mdr-Strukturen nach dem KIKA-Skandal “Ende Mai erste Hinweise (erhalten), daraufhin Ermittlungen aufgenommen und Herrn Foht am 27. Juli vom Dienst suspendiert. Zusätzlich haben wir Strafanzeige erstattet. Ein finanzieller Schaden ist dem MDR offenbar nicht entstanden.”

Bemerkenswert allerdings eine spätere Passage:

“Als einziger Ost-Sender stand der MDR vor besonderen Problemen. Nicht alle unsere Mitarbeiter sind sofort im neuen System angekommen. Alte Loyalitäten existierten teilweise weiter und waren offenbar im Fall des Kinderkanals und im Fall Foht stärker als die neuen Regeln.”

Was will Reiter damit sagen? Dass sich “nicht alle” mdr-Mitarbeiter von der DDR verabschiedet hätten? Dass “nicht alle” sich dem Grundgesetz verpflichtet sahen/sehen?

Pauschale Vorwürfe, gewiss. Aber wäre es tatsächlich an dem, wer, wenn nicht der Intendant, trüge die Verantwortung für ein solch offenkundiges personelles Missmanagement?

Der scheidende Intendant wandelt mit dem BILD-Interview offensichtlich auf anerkannt unsicherem Pfad: Auch Thüringens Ex-MP Dieter Althaus nutzte den selben Kanal, um sich im März 2009 nach seinem Ski-Unfall ins öffentliche Bewusstsein zurückzubringen. Gebracht hat es ihm nichts.

Im Gegenteil.

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MDR-Möller im “Focus”?

(ra) Der Hörfunkdirektor des MDR, Johann Michael Möller, soll nach Informationen des Hamburger “Abendblattes” ein Angebot vom neuen Chefredakteur des “Focus” haben. Wolfram Weimer ist gerade dabei, die Redaktion komplett umzubauen: Demnach sind die Korrespondentenbüros in Düsseldorf, Hamburg, Leipzig und Stuttgart infrage gestellt. Ein Ressort für investigative Recherchen soll aufgebaut werden. 30 bis 40 Stellen würden auf der Streichliste stehen, wovon 20 von Redakteuren sein sollen.

(der komplette Beitrag)

(ra). Seit 1952 ist klar: Wer die erste Strophe des Deutschland-Liedes singt, singt sie aus demonstrativen Gründen. Weil er seine Gesinnung auszudrücken gedenkt. Weil er nicht nur national, sondern nationalistisch denkt. Weil er zu den Ewiggestrigen gehört.

Die Burschenschaften, die sich am Wochenende in Eisenach trafen, haben die erste Strophe intoniert. Das wäre beinahe der Öffentlichkeit entgangen. Hätte es nicht Journalisten vor Ort gegeben.

Und es waren nicht solche, die nur die ersten zehn Minuten Pflicht abrissen, ein paar Allgemeinplätze einsammelten, belanglose Fotos knipsten bzw. solche Filmchen drehten und damit dann ihre Leser und Zuschauer langweilen. Oder sie auch desinformieren.

Vielmehr blieb das TV-Team, das für „arte“ arbeitete, bis zum Schluss, dem bitteren, zu Füßen des Burschenschaftsdenkmals. Da wähnten sich die schlagenden Vereinigungen allein, unter sich und sangen aus voller Männerbrust: „Von der Maas bis an die Memel …“ Gestern Abend flimmerten die gespenstigen Bilder über den Bildschirm.

arte war der einzige Sender, der sie zeigte.

Mein „Heimatblatt“ TA veröffentlichte heute auch einen Text, auf der Thüringen-Seite des Mantels. Sein Ton erinnert an eine offizielle Pressemitteilung der Burschenschaften ( Originale kann man hier lesen ). Kein Wort zum Skandal. Woher sollte man auch davon wissen?

Früher. Ja früher, da war alles besser …

Da schauten sich die Schlussredakteure die aktuellen Fernseh-Nachrichten an. Das war wohl gestern Abend in Bindersleben nicht der Fall. Sonst wäre es sicher möglich gewesen, zu reagieren. Vielleicht haben ja auch die Kolleginnen und Kollegen der Eisenacher TA-Lokalredaktion ihren Job ordentlich gemacht?! Wer weiß?

Journalisten, die Termine abreißen und vor der Zeit gehen, keine Fragen stellen, weil sie keine haben, sind schlimm. Eine Katastrophe für meinen Berufsstand sind aber solche, die schamlos einfach abschreiben. Merkt ja keiner …

Das spielt, wie in diesem Falle, Ewiggestrigen, die die Burschenschaften nachweislich ja nun wirklich bleiben wollen, in die Hände. Welch Schande für die TA, mein ehemaliges Blatt!

P.S. Das “Thüringen-Journal” des mdr berichtete erst gar nicht vom Burschenschaftstreffen, auch wenn es vorher zumindest erwogen worden war. Wegen Terminüberschneidungen fiel das Thema durchs Raster. Glück für den mdr …