(rl) In der Zukunftswerkstatt haben Feste wie Freie die Situation bei den hiesigen Tageszeitungen beschrieben. Ob die Einschätzungen zutreffen und vollständig sind, soll auch in diesem Blog diskutiert werden. Wir sind gespannt auf Ihre Kommentare.

Hier sind die Befunde:

1. Haben die eingerichteten Desks/Tische überhaupt etwas Positives gebracht? Der DJV sollte sich mit dieser Frage intensiver befassen.

2. Eine Zukunfts-, Inhalts-, und Qualitätsdebatte ist bei Thüringer Tageszeitungen kaum wahrnehmbar. Die Kommunikation in den Redaktionen ist mangelhaft bis kaum vorhanden. Fundierte Blatt- und Arbeitskritik findet nicht statt, schon gar nicht vor der Veröffentlichung. Chefredaktionen binden die Redaktion selten in Neuerungen und Entscheidungen ein.

3. Bei einigen Titeln sind die Honorarbudgets um 20 Prozent gekürzt worden. Von 5 Euro pro Bild und 15 Cent pro Druckzeile können hauptberuflich Freie ihren Lebensunterhalt nicht bestreiten. Ohne Freie bräche jedoch der Zeitungsmarkt in Thüringen zusammen.

4. Der Krankenstand explodiert und die Langzeiterkrankungen nehmen zu. Der Ausgleich durch Freie belastet den Honorartopf zusätzlich. Mehr Geld gibt es nicht. Bei Nichteinhaltung des Honorarbudgets drohen arbeitsrechtliche Konsequenzen.

5. Journalisten sind ein Teil des Problems, nicht nur der Lösung.

6. Mit Bürgerreportern und Leserbriefschreibern, die Seiten zu füllen haben, wird der Beruf Journalist entprofessionalisiert. Es gibt doch auch keinen Schnupperkurs für Chirurgen.

7. Die Einschätzung der TA-Redaktion in ihrem Offenen Brief ist noch immer zutreffend:

“Offenbar brachten der Neustart der Zeitung mit anderem Layout und veränderter Seitenfolge sowie die versuchte Umorganisation der Redaktion nicht den von uns allen gewünschten Erfolg.

Im Gegenteil. Die Zeitung verliert in den Augen vieler Leser an Relevanz. Es mangelt zunehmend an spannenden Geschichten, exklusiven Nachrichten und gut lesbaren Autorenbeiträgen. Im Mantel findet sich ein hoher Anteil an Agenturbeiträgen. Der Thüringen-Teil lässt Brisanz vermissen. Die Aufmachung der Beiträge wirkt oft bieder. Ein Leseanreiz mittels innovativer, aber maßvoller Optik findet kaum statt.“

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